Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat sich das Weltwirtschaftsklima nach der zaghaften Erholung 2021 im bisherigen Verlauf des Jahres 2022 zunehmend eingetrübt. Die weltweite Produktion schrumpfte im zweiten Quartal aufgrund von Rückgängen in China und Russland, während die Verbraucherausgaben in den USA hinter den Erwartungen zurückblieben. Mehrere Faktoren trafen die durch die Pandemie bereits geschwächte Weltwirtschaft: eine unerwartet hohe Inflation in der ganzen Welt – insbesondere in den Vereinigten Staaten und den großen europäischen Volkswirtschaften –, die zu einer Verschärfung der finanziellen Rahmenbedingungen führte, eine unerwartet starke Abschwächung in China aufgrund von Covid-19-Ausbrüchen und damit einhergehenden harten Lockdown-Maßnahmen sowie die negativen Folgen des Krieges in der Ukraine.

Während die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal 2022 noch um 4,4 % zulegen konnte, bremsten die Null-Covid-Politik und die Immobilienkrise das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft im zweiten Quartal fast komplett aus. So legte das chinesische BIP von April bis Juni nur um 0,4 % zum Vorjahreszeitraum zu. Kumuliert berichtete Peking für das erste Halbjahr 2022 einen Anstieg des BIP um 2,5 %. Der IWF nimmt an, dass die russische Wirtschaft im zweiten Quartal weniger geschrumpft ist als zuvor angenommen, da sich sowohl die Rohöl- und Nichtenergieexporte wie auch die Inlandsnachfrage als robuster erwiesen haben als erwartet. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die großen europäischen Volkswirtschaften waren dagegen negativer als erwartet. Als Gründe hierfür nennt der IWF höhere Energiepreise, ein schwächeres Verbrauchervertrauen und eine verlangsamte Produktionsdynamik infolge der gestörten Lieferketten.

Die Störungen in den Lieferketten spiegeln sich auch im deutschen Außenhandel wider: Während die Exporte von Januar bis Mai 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,2 % gesteigert werden konnten, gaben die Ausfuhren im Mai 2022 gegenüber dem Vormonat um 0,5 % nach. Die Importe lagen in den ersten fünf Monaten um 27,5 % über dem Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Vormonat April verzeichneten die Einfuhren im Mai 2022 ein Plus von 2,7 %.