Brief an die Aktionäre

Angela Titzrath – Vorstandsvorsitzende (Foto)

Angela Titzrath Vorstandsvorsitzende

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat in ihrer fast 140-jährigen Geschichte schon viele Krisen erlebt und ist meistens gestärkt aus ihnen hervorgegangen. Sie war immer dann erfolgreich, wenn sie sich auf ihre historischen und neuen Stärken besonnen hat. Auf diese Weise ist die HHLA bisher gut durch die anhaltende Corona-Pandemie gekommen und hat ihren Versorgungsauftrag für Unternehmen und Verbraucher zuverlässig erfüllt. In gleicher Weise nehmen wir nun die Herausforderung an, die sich infolge des Krieges in der Ukraine für uns stellen.

Kommunikation und Kooperation sind in dieser herausfordernden Situation mehr denn je gefordert.

Wie volatil Logistik ist, erleben wir seit mehr als zwei Jahren. Die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, Witterungseinflüsse, Bauarbeiten im Schienen- und Straßenverkehr und schließlich der Krieg in der Ukraine mit den daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland haben die Lage auf den globalen Handelswegen weiter verschärft. Auch der seit Wochen andauernde Tarifkonflikt in den deutschen Seehäfen wirkt sich negativ aus.

Als Folge der gestörten Lieferketten war die Verweildauer der Import- und Exportcontainer im Hamburger Hafen auch im ersten Halbjahr 2022 deutlich erhöht. Die damit einhergehende hohe Lagerauslastung hat die wasserseitige Umschlagkapazität jedoch begrenzt. Der Containerumschlag lag in den ersten sechs Monaten mit 3.368 Tausend Standardcontainern (TEU) auf dem Niveau des Vorjahres, jedoch blieb das zweite Quartal hinter der positiven Entwicklung des ersten Quartals 2022 zurück. Der Containertransport stieg im ersten Halbjahr um 2,2 Prozent auf 851 Tausend TEU, insbesondere durch Zuwächse in den Bahntransporten. Das operative Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) stieg in der ersten Jahreshälfte – getragen von den erhöhten Lagergelderlösen und dem Transportmengenanstieg – um 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 101 Millionen Euro an.

Die Störungen in den Lieferketten stellen uns weiterhin vor große operative Herausforderungen, und es ist derzeit nicht absehbar, wann sich die Lage wieder normalisiert. Die HHLA tut dafür ihr Möglichstes: Wir haben zusätzliche Flächen im Hamburger Hafen angemietet, um so Platz für die Lagerung von Containern zu schaffen, und versuchen durch mehr Flexibilität in unseren Betriebsabläufen zusätzliche Kapazitäten zu gewinnen. Gleichzeitig sind wir im engen Austausch mit allen Teilnehmern der Lieferketten, um Exporte und Importe gemeinsam besser zu steuern – sei es auf dem Wasser, auf der Straße oder auf der Schiene. Kommunikation und Kooperation sind in dieser herausfordernden Situation mehr denn je gefordert.

Als ein erfolgreiches Beispiel hierfür sei die Weiterentwicklung unseres Lkw-Slotbuchungssystems Truck FIT genannt, das wir im Juni 2022 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fuhrunternehmen erfolgreich weiterentwickelt haben. Wir erzielen damit nicht nur eine höhere Verbindlichkeit bei der Buchung, sondern erreichen auch eine bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden Kapazitäten.

Auch in Bezug auf unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten haben wir im ersten Halbjahr Fortschritte verzeichnet. Unser Container Terminal Altenwerder (CTA) wurde erneut erfolgreich vom TÜV Nord als klimaneutrales Unternehmen zertifiziert. Darüber hinaus haben wir anlässlich des 10. Deutschen Diversity-Tages die Charta der Vielfalt unterzeichnet und damit unsere Haltung zu den sieben Dimensionen der Vielfalt im eigenen Unternehmen bekräftigt. Wir sind überzeugt, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven unsere wichtigste Ressource sind. Für ihr großes Engagement in dieser herausfordernden Zeit gilt ihnen mein besonderer Dank.

Niemand kann derzeit vorhersagen, welche Folgen die Krise für Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Aber nur ein innovatives und nachhaltiges logistisches Netzwerk kann als kritische Infrastruktur den wachsenden Anforderungen gerecht werden. Deshalb konzentrieren wir uns auch in diesen beunruhigenden Zeiten darauf, unsere auf Wachstum und Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie weiter entschlossen umzusetzen.

Ihre

Angela Titzrath
Vorstandsvorsitzende