Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Die weltwirtschaftliche Entwicklung wurde 2020 von der Coronavirus-Pandemie hart getroffen. Die schnelle Ausbreitung des Virus und die daraufhin eingeführten tiefgreifenden Beschränkungen der sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten zur Eindämmung der Pandemie führten im Frühjahr als Folge der ersten Infektionswelle zu einem historischen Konjunktureinbruch. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird sich der Rückgang des globalen Wachstums für das Gesamtjahr 2020 auf ein Minus von 3,5 % belaufen. Die Erwartungen liegen 0,9 Prozentpunkte über der vorherigen Prognose und spiegeln damit die konjunkturelle Dynamik in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wider. Nach dem Einbruch der Weltkonjunktur im ersten Halbjahr fiel die Erholung der Weltwirtschaft bis zum Herbst 2020 kräftiger und stärker als erwartet aus. Gleichwohl wurde die konjunkturelle Belebung zuletzt durch eine zweite Infektionswelle, neue Mutationen des Virus und die erneuten Maßnahmen zur Eindämmung gebremst. Anders als im Frühjahr waren bislang jedoch keine gravierenden negativen Auswirkungen auf die Produktion im verarbeitenden Gewerbe, den internationalen Warenhandel oder die Rohstoffpreise ersichtlich. Gleichwohl reflektiert das globale Handelsvolumen 2020 mit einem Minus von 9,6 % den pandemiebedingten konjunkturellen Rückgang.

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)

in %

 

2020

 

2019

Welt

 

- 3,5

 

2,8

Fortgeschrittene Volkswirtschaften

 

- 4,9

 

1,6

USA

 

- 3,4

 

2,2

Aufstrebende Volkswirtschaften

 

- 2,4

 

3,6

China

 

2,3

 

6,0

Russland

 

- 3,6

 

1,3

Euroraum

 

- 7,2

 

1,3

Mittel- und Osteuropa (aufstrebende europäische Volkswirtschaften)

 

- 2,8

 

2,2

Deutschland

 

- 5,4

 

0,6

Welthandel

 

- 9,6

 

1,0

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Januar 2021

Das Ausmaß der Pandemie und der Erholung unterscheidet sich in regionaler Hinsicht erheblich. Die fortgeschrittenen Volkswirtschaften waren im Allgemeinen in der Lage, expansive fiskalische Maßnahmen für die Unterstützung der Haushalte und der Unternehmen zu ergreifen, um pandemiebedingte Einnahmeausfälle zu mildern. Die Zentralbanken haben dies durch erweiterte Programme zum Anleihekauf und in einigen Fällen durch Zinssenkungen gestützt. Die gesamtwirtschaftliche Leistung der Industrieländer sank 2020 um 4,9 %. Die US-amerikanische Wirtschaft erlebte den größten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, wenngleich der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,4 % im internationalen Vergleich glimpflich ausfiel. Erhebliche Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Lockdown-Maßnahmen sind vor allem in Europa sichtbar: Der IWF erwartet einen Rückgang der Wirtschaftskraft im Euroraum von 7,2 %.

Auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften wurde die Wirtschaft durch die Pandemie belastet, der Wachstumsrückgang von 2,4 % fiel aber vergleichsweise gering aus. Dies liegt vor allem an der frühzeitigen und effektiven Bekämpfung der Pandemie in China, wo das Coronavirus seinen Ursprung hatten. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt normalisierten sich die Aktivität in weiten Teilen der Wirtschaft bereits wieder in der zweiten Jahreshälfte, so dass Rückgänge teilweise aufgeholt werden konnten. Die chinesische Wirtschaft meldete damit als einzige Volkswirtschaft für 2020 ein positives Wachstum von 2,3 %.

Die russische Wirtschaft schrumpfte 2020 dagegen um 3,6 %. In der Ukraine wird ein Konjunktureinbruch von 7,2 % erwartet (IWF, Oktober 2020). Die estnische Wirtschaft wird voraussichtlich um 5,2 % schrumpfen (IWF, Oktober 2020). In den mittel- und osteuropäischen Mitgliedsländern der Europäischen Union, in denen die Infektionszahlen im Frühjahr relativ gering waren, wurde die zweite Pandemiewelle durch dynamisch steigende Fallzahlen zur Belastung. Die landesweiten Restriktionen zur Eindämmung dürften zu einem Abbruch des Aufwärtstrends im Sommer und zu einem Rückgang des BIP führen. Die deutsche Wirtschaft ist als Folge der Pandemie und der damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beschränkungen tief in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte 2020 um 5,4 %.