Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Die Weltkonjunktur zeigte Ende 2019 – gestützt durch die Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China und eine Lockerung der Geldpolitik – Zeichen einer Stabilisierung. Wenngleich Forschungsinstitute weiterhin ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft erwarten, ist der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung für das Jahr 2020 gleichzeitig unverändert von großer Unsicherheit geprägt. Insbesondere die Ausbreitung des Coronavirus stellt einen Unsicherheitsfaktor dar, dessen Auswirkungen momentan nicht verlässlich geschätzt werden können. Weitere Risiken für die Weltkonjunktur bestehen in einer Verschärfung der Handelskonflikte, geopolitischen Spannungen, strukturellen Problemen in wichtigen Schwellenländern und vor allem der Sorge um Indiens Wirtschaft. Angesichts des unsicheren weltwirtschaftlichen Umfelds hat der Internationale Währungsfonds (IWF) im Januar seine Konjunkturerwartungen für 2020 gegenüber Oktober 2019 leicht nach unten angepasst, erwartet aber dennoch eine leichte Beschleunigung der wirtschaftlichen Expansion im Vergleich zum Vorjahr.

Die Aussichten für die Wirtschaftsregionen, die für die HHLA besondere Bedeutung haben, sind heterogen. So rechnet der IWF für China 2020 mit einem verlangsamten Wirtschaftswachstum von 6,0 %. Dennoch bliebe die Volksrepublik damit der wichtigste Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Dagegen haben sich die Konjunkturaussichten Russlands etwas aufgehellt. Einer starken konjunkturellen Erholung der russischen Wirtschaft stehen jedoch ein schwacher Ausblick für die Rohölmärkte, strukturelle Engpässe sowie der durch die Sanktionen eingeschränkte Handel entgegen. Auch in den aufstrebenden Ländern Mittel- und Osteuropas wird eine leichte konjunkturelle Erholung erwartet. Sollten die kürzlich beschlossenen Reformen der neuen Regierung in der Ukraine greifen, hält die Weltbank für 2020 einen Zuwachs von 3,7 % für möglich. Das estnische BIP wird nach letzten Schätzungen des IWF aus Oktober 2019 mit einem Plus von 2,9 % robust, aber erneut schwächer expandieren als im Vorjahr. Die gesamtwirtschaftliche Leistung des Euroraums wird sich dank günstiger Finanzierungsbedingungen und einer expansiven Geldpolitik leicht verbessern. Für die deutsche Wirtschaft erwartet der IWF einen Anstieg der Wirtschaftsleistung in die Nähe des Potenzialwachstums. Für das Welthandelsvolumen senkt der IWF seine Erwartungen für 2020 um 0,3 Prozentpunkte und geht von einer moderaten Ausdehnung von 2,9 % aus. Diese Schätzungen wurden jedoch vor dem Ausbruch des Coronavirus erstellt.

Erwartetes Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Wachstumserwartung1 in %

 

2020

 

Trend vs. 2019

1

vor Auswirkungen durch das Coronavirus

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Januar 2020

Welt

 

3,3

 

Fortgeschrittene Volkswirtschaften

 

1,6

 

USA

 

2,0

 

Aufstrebende Volkswirtschaften

 

4,4

 

China

 

6,0

 

Russland

 

1,9

 

Euroraum

 

1,3

 

Mittel- und Osteuropa (aufstrebende europäische Volkswirtschaften)

 

2,6

 

Deutschland

 

1,1

 

Welthandel

 

2,9

 

Die OECD hat Anfang März 2020 eine Einschätzung der möglichen Auswirkungen des Coronavirus auf das ökonomische Geschehen vorgenommen. Ausgehend von der Annahme, dass der Höhepunkt der Epidemie in China im ersten Quartal 2020 erreicht wird und die Ausbrüche in anderen Ländern sich als mild und lokal begrenzt erweisen, könnte das globale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr um etwa 0,5 Prozentpunkte auf 2,4 % zurückgehen. Dabei wäre China mit einer Verlangsamung des Wachstums auf 4,9 % (- 0,8 Prozentpunkte) am stärksten und die USA mit einem um 0,1 Prozentpunkte auf 1,9 % gesenkten Wachstum am wenigsten betroffen. Der Welthandel könnte in diesem Jahr dennoch um 0,9 % zurückgehen.

Erwartetes Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Wachstumserwartung in %

 

2020

 

Trend vs. 2019

Quelle: OECD Interim Economic Outlook, März 2020

Welt

 

2,4

 

G20

 

2,7

 

USA

 

1,9

 

China

 

4,9

 

Russland

 

1,2

 

Euroraum

 

0,8

 

Deutschland

 

0,3

 

Welthandel

 

- 0,9

 

Sollte sich der Coronavirus jedoch großflächig über ganz Asien und die nördliche Hemisphäre ausbreiten, könnte sich das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts um bis zu 1,75 Basispunkte reduzieren und der Welthandel sogar um 3,75 % schrumpfen.